Garten, Garten, ...
Jedes Frühjahr, wenn die ersten Sonnenstrahlen zaghaft durch die Gardinen schielten, begann für Martin der wichtigste Teil des Jahres: die feierliche Eröffnung der Gartensaison.
Martin, rüstiger Pensionist mit mehr Werkzeug im Schuppen als ein Baumarkt, war bekannt für seine akkuraten Salatreihen, seine penibel gerade gezogenen Tulpenbeete und für seine lautstarke Diskussion mit dem Garten.
Doch heuer war alles anders.
Eine Hüftoperation stand an. "Titan statt Tiramisu", wie Martin es nannte. Der Termin ist Ende April – genau die Zeit, in der normalerweise der erste Kompost gesiebt, die Tomatenpflanzen mit Mozart beschallt und der Rasen per Hand auf Höhe getrimmt wurde.
„Na, da muss ich heuer halt früher ran!“, sagte Martin entschlossen und zog sich – wie jedes Jahr – seine Blaue Mobilhose hoch.
Schon Mitte März stand er mit Stirnlampe, Gummistiefeln und einem Zipfer bewaffnet im noch frostigen Garten. Der Boden war steinhart, aber Martin ließ sich nicht beirren. Er grub, jätete, säte und fluchte in einem Rhythmus, der selbst einem Fitness-Coach Respekt eingeflößt hätte.
Nachbarn beobachteten ihn skeptisch: „Der Martin hat doch bald OP, der soll sich schonen.“ „Schonung is’ was für Leute ohne Karottenbeet“, rief Martin zurück und zack – war er wieder in der Erde verschwunden wie ein Maulwurf mit Mission.
Nach zwei Wochen intensiver Bodenbearbeitung, mehrfacher Selbstgespräche mit dem Lauch und einem beinahe tödlichen Zusammenstoß mit der Gießkanne, war es vollbracht: Der Garten war perfekt. Beete akkurat wie auf Millimeterpapier, Blumenkästen farblich sortiert nach Blütezeit.
Und dann – der große Moment.
Martin, mittlerweile mit Grasflecken am Bauch und leichtem Ziehen im Rücken (wo vorher das Ziehen in der Hüfte war), holte sein Smartphone und drehte „Langes 2025".
Das Video ging in der Nachbarschaft viral. Man sprach in der Matza nur noch vom „Garten-Influencer Martin und seine Enkelin taufte ihn spaßeshalber um in „Garten-Bubi“